Die Geschichte des „Rookie“

Hallo Sportsfreunde, ich möchte euch heute eine spannende Taubengeschichte erzählen – meine Geschichte. Mein Name ist „Rookie“ oder auch 09999-12-1193. Ich reise in der SG Marquart & Söhne, meine RV heißt Brandenburg und Umgebung. Ich bin ein spätjunger Blauscheckvogel. Spätjung deshalb, weil meine Züchter sowohl 2012 als auch 2013 einen Richtungswechsel mitmachen mussten.
Als Spätjunger hatte ich ein tolles Leben und wurde bis in den Oktober 2012 regelmäßig trainiert.
Dann durfte ich mit ein paar spätjungen Kumpels in den Witwerschlag umziehen. Da saßen schon gestandene Witwer, wie beispielsweise „Black Hawk“, „Herbert“, „James Bond“ oder auch „1079“.
Nach Paarung und Aufzucht der Jungen begann endlich die Saison 2013. Nach vielen Jahren der Abstinenz nun wieder Richtung Osten. Ich war aufgeregt, mein erster Preisflug am 11.05.13 von Rzepin - es sollte für lange Zeit mein letzter sein. Es begann eine Odyssee, die ich jedem Leser ersparen möchte. Mein Züchtertrio staunte nicht schlecht, als ich nach genau 61 Tagen ohne Elektronikring wieder auf dem Sputnik saß. Ich kam ein paar Tage in das Quarantäneabteil. Ich sah es meinen Züchtern an, zufrieden sieht anders aus. Mir half meine Abstammung. Meine Onkel „Ebay“, „200“, „Popy“, „397“, „400“ „Ivan“ und meine Tanten „Dreamgirl“ und „Tsunami 4000“ sind alle hervorragende Flieger gewesen, teilweise Regionalsieger oder platziert in der Meisterschaft von „Gouden Duif“ in Belgien. Auch meine Cousins „Bolt“ und „Blake“ waren Ausnahmeflieger auf der Südostrichtung. Meine Mama schließlich wurde auf einem Totalverkauf erworben und flog jährig schon 12 Preise bei 13 Einsätzen. Mein Papa ist ein Sohn des Stammvogel „Superstar22“. (Manchmal, wenn wir zum Haustraining nach draußen dürfen, beobachte ich ihn heimlich, meinen stolzen Opa. Er ist eine Legende und genießt seinen Ruhestand im Einzelschlag. Von dort sieht er uns oft beim Training zu.)
Also – wieder ins Abteil der Späten und ich absolvierte das gesamte Trainingprogramm im Herbst 2013. Im Oktober kam ich zurück zu den Witwern. Einige kannte ich ja schon aus dem Vorjahr, aber einige noch nicht. Da waren noch „Triple Four“, „Hermes“ und meine beiden coolen Großneffen „37“ und  „38“ sowie einige andere Vögel. Mein Gott, was sind „37“ und „38“ für zwei unbekümmerte Raufbolde! Aber – sie sind beides Söhne meines Cousins „Bolt“ und werden in 2014 12. bester jähriger Vogel und 24. bester jähriger Vogel der RV!
Wir wurden von unseren Züchtern so gepaart, dass wir im März Junge hatten und Mitte April 2014 begann das Training. Ich war immer gut dabei und freute mich auf die neue Saison. Meine Züchter konnten nicht wissen, welch gute Erfahrungen ich im letzten Jahr gesammelt hatte. Am 17.05.14 war es dann einmal wieder Rzepin (ihr wisst schon mein Lieblingsort), von wo wir fliegen sollten. Wir waren fünf Witwer in der Spitzengruppe und wir stürmten nach dem Auflass Richtung Heimat. In der RV belegten wir die Plätze 1 – 5, Zweiter war ich, „Rookie“, nur geschlagen durch meinen Cousin „236“! Ich vermute, meine Züchter hielten meine Leistung noch für Zufall – wie gesagt „noch“. Am 25.05.14 legten wir uns richtig ins Zeug. Unser „Seniorchef“ wurde 71 Jahre alt und wir wollten ihm aus Torzym richtig gratulieren und dies taten wir dann auch. Meine Witwerkumpel jagten wie vom Blitz getroffen nach Hause. Ich verlor den Anschluss, aber meine Kumpel belegten in der RV die Plätze 1 –14. „Black Hawk“ fliegt den ersten Konkurs und „Triple Four“ – sie ahnen es bestimmt – fliegt den 4. Konkurs.
Dann kam der 31.05.2014, Swiebodzin stand auf dem Flugplan. Mit 1.900 m/min. kam die Spitze in der RV an. Von uns gingen die Meisten über das Ziel hinaus, aber vier Vögel waren gut in den Preisen. Ich kam als Fünfter zu Hause an, war  aber überhaupt nicht abgeflogen. Ich saß auf dem Sputnik, als zwei von unseren scharfen Witwen und meine beiden Kumpel „Herbert“ und „177“ über dem Schlag auftauchten. Den vier Tauben flog ich entgegen, noch eine Runde und noch eine Runde und schon war der Konkurs vorbei. Ich hörte Frank und Holger einige Tage später darüber reden, das mein Kurzausflug wohl wahrscheinlich die erste RV- Meisterschaft gekostet haben könnte. Oh Mann, das war mir echt peinlich, ich musste es wieder gutmachen.
Am 07.06.2014 flogen wir von Nowy Tomysl, 240 Km, in der  Spitze drei Witwer und die schnellen Ladies „6“, „77“ und „671“. Wir belegen in der Endabrechnung die Plätze 5 bis 10, wobei ich den 10. Konkurs erreiche – ladies first.
Am 14.06.14 flogen wir erneut von Swiebodzin. War da nicht was? Richtig , mein vergeigter dritter Preisflug. Gut, jetzt oder nie, raus aus dem Kabi und sofort in Richtung Südwesten abziehen. Das gelang, aber der Kopfwind kostete ziemlich viel Kraft. Innerhalb von 18 Sekunden lassen wir uns zu Hause konstatieren, in der RV belegen wir die sagenhaften Plätze 1 bis 11. Und welchen Platz belegt „Rookie“? Ja, tatsächlich, den 1. Konkurs in der RV. Noch schöner ist die Tatsache, dass ich mir diesen ersten Preis mit meiner Liebsten „112“ teile. Ein Paar fliegt gemeinsam den ersten Konkurs in der RV, ein tolles Gefühl!
Und dann kam Sroda Wiekopolska, 315 Km am 23.06.2014. Schon beim Einsetzen konnte ich beobachten, wie Frank, der ja einer unserer Züchter und auch Flugleiter der Reisevereinigung ist, mit „Black Hawk“ sprach. „Black Hawk“ ist unser Kapitän und legt morgens am Wettflugtag die Taktik für den Flug fest. In der Nacht hörte ich, wie „Black Hawk“ mit „Liebling“ aus der Nachbarbox sprach. „Liebling“ alias 09999-11-208 ist meine Vollschwester und die Lieblingstaube des Seniors. Sie  ist immer stark, wenn es schwer wird und sie ist die Chefin der Witwen.
Um 04:36 Uhr ging die Sonne in Sroda auf, unser Fahrer Herrmann hantierte wie immer schon früh mit Wasser für uns. Um 04:50 Uhr rief „Black Hawk“ alle Witwer zusammen. Er sagte: „ Es wird heute heiß und Frank wird uns früh auflassen. Wir versuchen bis zur deutschen Grenze gemeinsam zu fliegen, keiner verlässt den Schwarm. Es wird heute schwer und unsere Züchter möchten gern den EDV – Pokal gewinnen. Die Vorbenannten müssen vorn sein. Das ist heute unser Ziel.“
Um 06:15 Uhr fielen die Klappen. Auf der Höhe von Rzepin gab „Black Hawk“ das vereinbarte Kommando und die drei Witwen „6“ [3. AS-Weibchen RV 2014], „77“ [7. AS-Weibchen RV 2014] und „671“ schossen wie Katapulte aus dem Schwarm. Eskortiert wurden sie von „Triple Four“. Ich wollte auch mitfliegen, musste aber zusammen mit „598“ und der „1049“ unseren Kapitän, der sichtlich Schwierigkeiten hatte, nach Hause bringen.
Unsere vier Vorausflieger belegen die Plätze 2, 3, 4 und 11 in der RV. Für unsere Gruppe wird kurz vor Zossen die Stallorder aufgehoben und wir kommen auf den Plätzen 30, 32 [ich] und 35 in der RV zu Hause an. Das Wichtigste aber – wir gewinnen für unsere Züchter das EDV – Pokalfinale von RiRo! Geiles Gefühl – für Tauben und Züchter!
Übrigens, der „1179“ fliegt an diesem Wochenende zum dritten Mal in 2014 den 4. Konkurs in der RV. Jetzt wisst ihr auch, warum er „Triple Four“ heisst.
Am 28.06.14 fiel der Flug wetterbedingt aus!
Erneut Sroda stand am 05.07.14 auf dem Flugplan. Durch Schonung von „Black Hawk“ war „Herbert“ unser Kapitän. Jeder von uns bewundert diesen alten „Kämpen“, hatte er doch vor zwei Jahren auf dem Katastrophenflug von Brno einen Spitzenpreis geflogen! „Herbert“ machte es morgens recht kurz. Er sagte: „ Wir haben böigen seitlichen Rückenwind, fast unmöglich, heute Spitze zu fliegen. „Rookie“, such dir zwei Mitstreiter und dann versucht ihr, auf dem schnellsten Weg nach Hause zu kommen.“
Meine beiden Kumpels, der „79“ und der verrückte „100“ und ich gingen sofort nach dem Start aus dem Schwarm. Es reichte jedoch, wie schon erwartet, nicht für die Spitze, wir kamen gerade noch in die Preise!
OK, sieben Flüge waren absolviert, Zeit eine Zwischenbilanz zu ziehen. Ich hatte bis dato bei 7 Einsätzen 5 Preise. Das waren der 1., 2., 10., 32. und 67. Konkurs!
Bei den bestgereisten Vögeln war ich Fünfter, bei den AS – Vögeln sogar Vierter in der Reisevereinigung. Ich wollte mehr, aber es kam anders!
Am 08.07. kamen wir erst gegen 10:30 Uhr zum Training nach draußen, da vorher ein Gewitter das Fliegen unmöglich machte.  Kaum waren wir fünf Minuten in der Luft, als der „Graue“ kam. Wir spritzten in alle Himmelsrichtungen auseinander. Ich war in Topform und flog Richtung Westen um mein Leben. Nach ca. 90 Minuten kehrte ich um und flog in hohem Tempo Richtung Heimat, wo ich 13:25 Uhr eintraf. Bei meinem Eintreffen teilte mir Siegfried mit, dass ich nie wieder einen Preisflug absolvieren muss. Zuviel Angst hatte er wohl um mich.
Nach der Reisesaison werde ich mit meiner „112“ noch einmal Junge großziehen, um anschließend in den Zuchtschlag zu wechseln. Vielleicht kann ich irgendwann meinen berühmten Großvater ersetzen, wer weiß das schon?

Dies war nun meine Geschichte bis zum heutigen Tag.

Ihr hört von mir!

Euer „Rookie“

PS Sportsfreunde, nicht alle Tauben, die einmal später nach Hause kommen, sind schlechte Tauben. Denkt auch einmal darüber nach...